17. Dezember 2015

Sosai Mas Oyama

oyamaJugend

Mas Oyama wurde am 27. Juli 1923 in einem kleinen Dorf in Südkorea als Yong-I Choi geboren, er wurde aber gerne Choi Bae-Dal genannt. Schon früh wurde Oyama in die Mandschurei geschickt, um auf der Farm seiner Schwester zu leben. Dort begann er im Alter von neun er mit dem Studium des südchinesischen Kempo Stils Shaku-riki unter Mr. Yi, einem Angestellten der Farm. Als Oyama mit 12 Jahren nach Korea zurückkehrte, setzte er sein Training mit der koreanischen Kampfkunst Taiken fort.

1938 im Alter von 15 Jahren wanderte Oyama nach Japan aus um Pilot zu werden. Allein in Tokyo fühlt er sich als Koreaner unerwünscht und bereute seine Entscheidung. Glücklicherweise lernte er eine Familie koreanischen Ursprungs kennen und wurde von ihnen aufgenommen. Es war üblich für koreanische Immigranten einen japanischen Namen anzunehmen um von der japanischen Gesellschaft besser akzeptiert zu sein und so nahm Choi in Ehre an seine Gastgeber den Namen Oyama an. Von da an war er nicht mehr als Yong-I Choi sondern als Masutatsu Oyama bekannt. Die Gastfamilie hatte zwei Söhne Shigeru und Yasuhiko, beide waren später unter den ersten Schüler Oyama’s und wurden bekannte Mitglieder der Kyokushinkai-kan.

Karate

Trotz den Schwierigkeiten in dem fremden Land setzte Oyama sein Kampfkunsttraining fort, indem er Boxen und Judo trainierte. Eines Tages bemerkte er Studenten die Okinawa Karate trainierten und war so beeindruckt, dass er zum Dojo von Gichin Funakoshi an der Takushoku Universität ging um Shotokan Karte zu lernen. Es war Funakoshi den Oyama später als seinen wahren Karate Lehrer bezeichnete und er sprach immer sehr ehrfürchtig über ihn und erwähnte seine milde aber überwältigende Ausstrahlung. Oyama sagt einmal, dass von den vielen Sachen die er von Funakoshi lernte, Kata das wichtigste war.

Mit 18 Jahren war er bereits Nidan und als er im Alter von 20 Jahren in die kaiserliche japanische Armee eintrat war er bereits Yondan. Ausserdem trainierte er weiterhin ernsthaft Judo.

Japans Kapitulation im Zweiten Weltkrieg beendete Oyamas militärische Karriere abrupt. Die Belastung der verlorenen Kariere und die Schmach der Niederlage seines angenommenen Heimatlandes waren für Oyama beinahe unerträglich.
Die Belastung führte zu Problemen die Oyama überall hin zu verfolgen schienen. Entmutigt und an sich selbst zweifelnd schlitterte Oyama von einem Unglück ins andere. Oyamas Grösse und Stärke und seine Naivität gegenüber dem Lauf der Welt trieb ihn in die Hände eines Verbrecher Syndikats, die ihm leichtes Geld für seine Unterstützung versprachen. Natürlich bestand die Unterstützung darin rohe Gewalt gegenüber allen die dem Syndikat in die Quer kamen anzuwenden. Als Resultat dieser Verbindung zu den Verbrechern, musste Oyama für sechs Monate ins Gefängnis.

Nach seiner Entlassung fühlte Oyama das Bedürfnis für seine taten zu büssen und die einzige Wiedergutmachung die er kannte, war sich ganz der Kampfkunst hinzugeben und so hart wie möglich zu trainieren. Obwohl er von Funakoshi bereits den Grad eines Nidans im Karate hatte, wollte er vom Karatetraining mehr als Grade. Obwohl das Praktizieren von Kampfkünsten während der Besetzung Japans verboten war, gab es versteckte Orte an denen man trainieren konnte, man musste nur die Sprache kennen und formal einem Instruktor vorgestellt werden. Oyama lernte So Nei Chu einen Schüler von Gogen Yamagushi, der das 1930 von Chojun Miyagi gegründete Goju Ryu Karate in Japan weiterführte, kennen. Schnell nahm Oyama wieder das Karate Training unter So Nei Chu auf und es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Oyama lernte von So, ein grosser Philosoph mit einem starken Charakter und einer noch stärkeren spirituellen Überzeugung, nicht nur Goju Ryu, sondern wurde von ihm auch in den Buddhistischen Glauben der Nichiren Sekte eingeweiht. Es war So, der Oyama dazu inspirierte sein Leben ganz dem Karate Do zu widmen.
Als er mit dem Training mit So begann, nahm er auch wieder ernsthaft das Training in Judo auf und erreichte im Judo schliesslich nach vier Jahren Training Yondan.

Bergtraining

Oyama mochte es die lokalen Tanzveranstaltungen zu besuchen, um nach dem Training zu entspannen und den sozialen Umgang zu pflegen. An einem dieser Veranstaltungen eilte Oyama einer Frau zu Hilfe, die von einem bekannten Störenfried belästigt wurde. Im Verlauf der Auseinandersetzung blockierte Oyama einen Messerangriff und versetzte dem Angreifer einen Schlag an den Kopf. Der Mann war auf der Stelle tot. Obwohl Oyama vor Gericht, dank Augenzeugenberichten, wegen Handlung in Notwehr freigesprochen wurde, erschütterte der Vorfall Oyama so stark, dass er das Kampfkunsttraining aufgeben wollte. Als er herausfand, dass der Mann den er tötete eine Frau und Kinder auf einer Farm in der Nähe von Tokyo hinterliess, ging er dorthin und arbeitet für mehrere Monate auf der Farm. Er verliess die Familie nicht, bis die Witwe ihm versicherte, dass sie finanzielle in der Lage sei die Farm zu unterhalten und dass sie ihn nicht für den Tod ihres Mannes verantwortlich mache.

Dieser Vorfall wurde zu einem entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben. So Nei Chu riet ihm wegzugehen und seine Körper und Geist zu trainieren und dem Karate eine Chance zu geben sein Leben zu kontrollieren.

Mit 23 Jahren traf Oyama 1948 Eiji Yoshikawa, der Autor des Romans Miyamoto Musashi. Dieses Buch und der Samurai Bushido Kodex prägten ihn sehr. Im selben Jahr zog er sich, gemeinsam mit dem Studenten Yashiro nur mit seinen Büchern und den notwendigsten Kochutensilien auf den Berg Minobu in Chiba zurück. Der Berg Minobu ist der selbe Ort, an dem der Samurai Miyamoto Musashi die Inspirationen für sein Doppelschwertsystem Nito Ryu erhielt. Für Oyama war dies also der ideale Platz um zu trainieren und in der selben Tradition wie sein Idol Musashi inspiriert zu werden. Nach sechs Monaten verliess ihn Yasiro aber und nur dank der Unterstützung durch So Nei Chu trainierte er in der Einsamkeit weiter und entschloss sich der stärkste Karateka in Japan zu werden.

Nach 14 Monaten informierte ihn sein Sponsor, dass er ihn nicht mehr länger unterstützen könne und so kehrte Oyama in Körper und Geist gestärkt in die Zivilisation zurück und gewann ein Monat später die erste nationale japanische Kampfkunst Meisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.
Oyama war unzufrieden die geplanten drei Jahre einsamen Trainings frühzeitig abgebrochen zu haben und fühlte noch immer, dass etwas in seiner Kampfkunst fehlte und er noch nicht sein volles Potential erreicht hatte.

Oyama kehrte für ein weiter Jahr in die Berge zurück um fanatisch zwölf Stunden jeden Tag ohne einen Tag Pause zu trainieren. Er meditierte unter eisigen Wasserfällen, sprang unzählige Male über Sträucher und Felsen und benutzte Bäume und Felsen als Makiwara um seine Hände, Füsse und Beine zu trainieren. Indem er grosse Steine als Gewichte hob, stärkte er seine Muskeln. Zusätzlich lief er mindestens hundertmal pro Tag Kata und übte Kihon mit Hunderten bis sogar Tausenden von Repetitionen und trieb sich selbst konstant an die Grenzen der menschlichen Ausdauer.
Jeder Tag beinhaltete auch das Studium von alten klassischen Kampfkünsten, Zen und Philosophie.

Nach 18 Monaten kehrte er voller Selbstvertrauen und Selbstbeherrschung in die Zivilisation zurück und begann der Welt seine Kraft und Fähigkeiten zu demonstrieren.

The Godhand

Während der Zeit in den Bergen begann Oyama sich vorzustellen mit den blossen Händen einen Stier zu besiegen. Den Ruhm den er dadurch erlangen würde, könnte ihm helfen das Interesse zu wecken und andere von der Stärke und Kraft von Karate zu überzeugen und sie ihm Weg des Karate zu instruieren. Oyama entschied sich seine Karatekenntnisse in einem Kampf um Leben und Tod gegen einen Stier anzuwenden.
Oyamas Ruhm als Karateka verbreitete sich schnell. Über sein Sieg am All Japan Tournament und sein isoliertes Bergtraining wurden im ganzen Land berichtet.

Die Neuigkeiten über seine Erfolge erreichten auch die USA und 1952 wurde Oyama von der Chicago Pro Wrestler Association eingeladen an Kämpfen in Chicago teilzunehmen. Oyama entschied sich mit dem Kampf gegen einen Stier noch zu warten und nahm die Einladung an. Oyama stand in Chicago drei Wrestler gegenüber und ging aus allen Kämpfen als Sieger hervor. Aus dem geplanten kurzen Ausflug nach Chicago wurde eine zehnmonatige Tour durch 32 Staaten, Kanada, Mexiko und Kuba. Er stellte sich Gegnern unterschiedlichster Kampfstile und besiegte alle Herausforderer, viele mit nur einem einzigen Schlag, und demonstrierte unglaubliches und atemberaubendes Tameshiwari.

Nach seiner Rückkehr nach Japan, organisierte Oyama ein Duell gegen einen Stier. Im Lauf seiner Karriere kämpfte er gegen 47 Stiere, vier davon tötete er mit einem einzelnen Schlag, vielen schlug er mit Shuto Hörner ab. 1957 wurde Oyama in einem Kampf in Mexiko so stark von einem Stier verletzt, dass er sechs Monate hospitalisiert werden musste. Trotz dieses fatalen Vorfalles kämpfte Oyama danach noch gegen mehrere andere Stiere und besiegte sie alle. Auf Grund der vielen Beschwerden von Tierschützern hörte er schliesslich mit diesen Kämpfen um Leben und Tod auf und begann eine andere Phase seines Karatetraumes.

Oyama Dojo

Oyama eröffnete sein erstes Dojo 1953 unter freiem Himmel auf einer Grasparzelle in Mejiro Tokyo. Sein Trainingsassistent war Kenji Masushima. Viele von Oyamas ersten Schülern waren von anderen Karatestilen und kamen wegen dem harten Training zu Oyama. Das Kumite im Training wurde Vollkontakt (Jissen) ausgeführt, damit die Studenten lernten welche Techniken wirkungsvoll waren und funktionierten und welche nicht, dabei wurden die Techniken der verschiedenen Stile ausprobiert, übernommen, angepasst oder auch verworfen. Oyama nahm die Techniken, die er für die besten hielt und sich als wirksam erwiesen in sein Karate auf und entwickelte so die Grundlage für sein Karate. Wegen der Intensität und Härte des Trainings war die Ausfallquote ziemlich hoch. Trotzdem machte Oyama weiter und während den nächsten drei Jahre konnte er sich eine starke Basis von Studenten aufbauen.

Kyokushinkai

248px-Kyokushinkai.svg1956 eröffnete Oyama sein erstes offizielles Dojo in einem schmalen Gebäude hinter der Rikkyo Universität im Ikebukero Quartier, nur wenige hundert Meter von heutigen Standort des Honbu entfernt. Masushima blieb weiterhin Lehrer, nun aber zusammen mit Masami Ishibashi, Kenji Kato, Ken Minamoto und Eiji Yasuda. Im selben Jahr wählte Oyama den Namen Kyokushin für seinen Karatestil. Er wählt diesen Namen aufgrund des Sprichwortes: “Nach tausend Tagen Üben ist man ein Anfänger, nach zehntausend Tagen ein Experte“. Dieses Sprichwort bedeutet für ihn die „ultimative (oder letzte) Wahrheit“ (im japanischen Kyokushin). Deshalb entschied er, dass seine Karate Organisation als Kyokushinkai (Gemeinschaft der letzten Wahrheit) bekannt werden soll. Trotz des sehr harten Trainings wuchs die Mitgliederzahl innerhalb eines Jahres auf 700 Schüler an.

Während den nächsten zehn Jahre, baute Oyama seine Organisation weiter auf und begann seine eigene Mission der Welt die Wichtigkeit des Karate Nahezubringen. Er glaubt fest daran, dass seine Karate Ideologie zusammen mit den starken Einflüssen des Zen Buddhismus den Weltfrieden fördern würde und reiste deshalb wie ein Missionar um den Globus um sein Karate zu verbreiten. Wann und wo immer er zu einem Kampf herausgefordert wurde nahm er an und wurde nicht ein einziges mal besiegt.

Oyama wusste, dass es für ihn alleine unmöglich war alle Teile der Erde zu erreichen und er realisierte, dass es mehr als Kämpfe und Demonstrationen brauchte, um Karate die weltweite Akzeptanz zu bringen, die er sich vorstellte. Oyama könnte seine besten Studenten dazu bringen ihm zu helfen und sendete sie ihn verschiedene Länder. Diese Studenten glaubten so stark an Oyama und sein Karate, dass sie damit einverstanden waren ihr Heimatland Japan zu verlassen und sich in einem fremden Land fest niederzulassen, um dort Karateschulen zu eröffnen und Kyokushin zu lehren.

Bobby Lowe

Die erste Schule ausserhalb Japans wurde 1957 in Hawaii eröffnet. Während seiner USA Tour 1952 besuchte Oyama auch Hawaii und führte sein Karate vor. Unter den Anwesenden waren viele Praktizierende verschiedener Kampfkünste und viele glaubten nicht daran etwas Aussergewöhnliches zu sehen zu bekommen. Als Oyama dann mit einer Kata begann, fanden sich viele Zuschauer in ihrem Vorurteil bestätigt, dass sie ähnliches sehen würden wie in den vielen anderen Kampfkunstdemonstrationen der Vergangenheit und begannen die Vorführung zu verlassen. Normalerweise sparte sich Oyama sein Tameshiwari für das Ende seiner Demonstration auf, als er aber feststellte, dass sich die Zuschauer enttäuscht und gelangweilt von seiner Vorführung entfernten, änderte er sein Programm und fuhr sofort mit dem Tameshiwari fort.
Die bemerkenswerte Demonstration seiner Kraft beim Zerschlagen von Holz, Ziegeln, Eis und Steinen wurde auch später von niemandem wiederholt. Es war nicht erstaunlich, dass diese Bruchdemonstrationen die Anwesenden erstaunte und ihm grössten Respekt verschafften. Unter den erstaunten Zuschauern war ein junger Mann, der von seinem Vater Kung Fu gelernt hatte und im Altert von 23 Jahren bereits Schwarzgurte in Judo (Yondan), Kempo (Nidan) und Aikido (Shodan) hatte. Sein Name war Bobby Lowe.
Lowe suchte Oyama nach der Vorführung auf und könnte es arrangieren für die nächsten zwei Wochen täglich mit ihm zu trainieren. Lowe war von den Fähigkeiten Oyamas überwältigt und er übte die Kyokushin Techniken die er gelernt hatte nach der Abreise Oyamas unermüdlich weiter. Sechs Monate später kehrte Oyama nach Hawaii zurück um Lowe zu besuchen und er instruierte ihn für weitere drei Wochen regelmässig. Bevor Oyama Hawaii erneut verliess, lud er Lowe nach Japan ein um dort mit ihm zu trainieren.

Oyama hatte schon darüber nachgedacht ein Programm aufzustellen, bei dem Schüler im Honbu leben und sich ganz dem Kyokushin Studium verschreiben würden. Als Bobby Lowe ein Jahr später die Einladung nach Japan annahm, verwirklichte Oyama seinen Plan und Lowe wurde der erste Kyokushin Uchi-deshi.
Bobby Lowe trainierte für 18 Monate unter Oyama. Er trainierte den Kyokushin Stil auch nach seiner Rückkehr in Hawaii weiter und nach einigen weiteren Trainingsbesuchen in Japan war er endlich soweit; 1957 eröffnete Bobby Lowe die erste Oyama Kyokushin Karate Schule ausserhalb von Japan. Mas Oyama nannte Lowe oft seinen Bruder und die beiden blieb bis zum Tode Oyamas treue Freunde. Bobby Lowe ist heute achter Dan im Kyokushin und lehrt noch immer in seinem Dojo in Honolulu.

Kyokushin Kaikan

Das erste offizielle Dojo das Oyama 1956 in der Nähe der Rikkyo Universität eröffnete wurde gemeinsam mit einem Ballet Studio benutzt. Zu dieser Zeit studierte die älteste Tochter Oyamas in dem Studio Ballet. Eines Tages fragte ihr Lehrer sie nach der Stunde, ob er sich mit ihrem Vater treffen könne. Als Oyama zum Treffen erschien erzählte ihm der Ballettlehrer, dass die Yakuza (Japanische Mafia) ihm Probleme bereiten würden. Der Lehrer erklärte ihm weiter, dass er sich auf Grund Oyamas Ruf als starker Karateka freuen würde, wenn er sein Studio als Trainingsmöglichkeit nutzen könnte. Oyama akzeptierte das Angebot und so war das erste Dojo gegründet.

Die Aufbauzeit des Dojos war für Oyama und seine Familie eine harte Zeit. Er musste mit seiner Familie umziehen und die mageren Einkünfte aus dem Karate reichten kaum für richtiges Essen. Trotzdem war Oyama fest entschlossen erfolgreich eine starke Karate Anhängerschaft aufzubauen.
Obwohl Oyamas Frau Chiyako den Enthusiasmus ihres Mannes teilte und ihn voll und ganz unterstützte war ihre Stimmung und die ihrer Kinder während dieser entbehrungsreichen Zeit verständlicherweise getrübt. Eines Tages entdeckten Oyama und seine Frau in Ikebukuro ein Grundstück das zum Verkauf stand und Oyama entschloss sich dieses Grundstück trotz der fehlenden finanziellen Mittel zu kaufen, um seiner Familie ein Haus zu bauen. Oyama hatte die Idee ein Buch zu schreiben und die Einnahmen als Anzahlung für das Grundstück zu nutzen.
Oyama musste schnell realisieren, dass obwohl er genügend Material für ein Buch hatte, es nicht so einfach war einen Herausgeber dafür zu finden. Nach mehreren Absagen sahen er und seine Frau bereits das Buch Projekt und den Traum vom eigenen Land platzen. Schon fast alle Hoffnungen aufgegeben, wurde ihnen geraten es bei einem Herausgeber der auf den Übersee-Markt spezialisiert war zu versuchen. Der Direktor des Verlages akzeptierte und die Veröffentlichung von „What is Karate“ wurde in den USA ein grosser Erfolg. Die Tantiemen für das Buch gaben Oyama und seiner Frau die Möglichkeit das Grundstück in Ikebukuro zu erwerben.

Oyamas Dojo im Balletstudio war laut Tadashi Nakamura [2] ziemlich schäbig. Trainiert wurde auf einem einfachen Holzboden und es gab weder Duschen noch Umziehkabinen. Die Kleider wurden rasch hinter einem mit Draht aufgehängten Vorhang gewechselt bevor die Mädchen für den Ballettunterricht kamen. Eines Abends nach dem Training bemerkte ein Student, dass es angenehm wäre eine Dusche zu haben. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Oyama nicht einmal daran gedacht ein Dojo zu bauen, aber als er die Bemerkung des Schülers gegenüber seiner Frau erwähnte, war die Entscheidung gefällt. Ihr neues Haus, noch immer in der Planungsphase, hatte zu warten. Chiyako unterstützte die Idee ein Dojo zu bauen und der Grundstein für das Honbu war gelegt.
Der Bau des Kyokushin Kaikan (wörtlich Aula, grosse Halle) war eine riesige Unternehmung für Oyama und die Kyokushinkai. Obwohl Oyamas Schüler tatkräftig so gut es ging beim Bau mithalfen, kam er nur schleppend voran, weil immer wieder die Geldmittel fehlten.
1964 war das Dojo endlich fertiggestellt und Oyama eröffnete offiziell sein Honbu im Ikebukuro Quartier in Tokyo. Das mehrstöckige Gebäude besteht aus zwei Dojos, einem Empfangsraum, einem Apartment zum Wohnen, Mas Oyamas Büro, Räume für Mitarbeiter, Umkleide- und Lagerräumen.

Für mehr als dreissig Jahre, bis zu seinem Tod, führte Oyama seine weltweite Organisation von diesem Honbu aus. Viele weltbekannte Karate Kämpfer und hoch anerkannte Karate Instruktoren haben im Kyokushin Kaikan unter Sosai Oyama hart trainiert. Oyama hat sein Kyokushinkai zur grössten Karate Organisation der Welt aufgebaut, mit mehr als fünfzehn Millionen Mitgliedern in über hundert Ländern. Er reiste unermüdlich über den Globus, um das Kyokushin zu fördern, persönlich die Landesvertreter zu instruieren und in Trainingslager begeisterte Schüler zu unterrichten.

Oyama ist der Autor von verschiedenen Büchern, viele davon heute kaum mehr oder nur für viel Geld erhältlich (siehe Bibliographie im Wiki). Verschiedene Filme und Videos wurden über Oyamas Leben, sein Training und seine Turniere gedreht. In Japan gab es sogar eine Comics Serie über ihn und er war auf der ganzen Welt als stärkster lebender Karateka bekannt. Er kämpfte während zwei Tagen gegen drei hundert seiner besten Karateka und besiegte sie alle. Dieser Rekord ist bis Heute ungebrochen und nur wenige haben die daraus entstandene ultimative Herausforderung im Kyokushin, den Hundert-Mann-Kampf, erfolgreich beendet.
Für Sosai und seine Frau war Kyokushinkai und das Honbu ihr Leben und es war ihre Hingabe, die das Honbu zu einem der höchst angesehene Karate Dojos aller Zeiten machten.

Oyamas Vermächtnis

Bis zu seinem Tode am 26. April 1994 instruierte Oyama in seinem Dojo andere in der Technik und Philosophie des Kyokushin Karate. Hinterlassen hat er ein grosses Erbe, die grösste Karate Organisation der Welt und was noch wichtiger ist, ein hoch angesehenes Karate, eine inspirierende Philosophie und die starke Erinnerung an einen der grössten Budo Meister den die Welt gesehen hat. Der Tod Oyamas hat zu politischen und wirtschaftlich Turbulenzen in der Kyokushin Welt geführt und ohne den grossen charismatischen und hoch respektierten Sosai zerfiel die IKO seit seinem Tod in verschiedene Gruppen.

Als Sosai Oyama starb wurde den Landesvertretern (branch chiefs) mitgeteilt, dass Oyama einen letzen Willen hinterliess, indem er Shihan Shokei Matsui zu seinem Nachfolger in der Führung der IKO bestimmte, was von den meistern akzeptiert wurde. Monate später stellte sich aber heraus, dass das Testament nicht von Oyama selber, sondern nur von Zeugen unterzeichnet wurde. Das grosse Problem dabei war, dass die Zeugen die selben Personen waren die auch als Erbempfänger erwähnt wurden. Dies führte dazu, dass der letzte Wille ernsthaft angezweifelt wurde. Als Konsequenz brachten Shihan Yukio Nishida und Sosais Frau den Fall vor Gericht und nach einem langen Prozess entschieden die Richter, dass das Testament nicht rechtskräftig sei. Das Auseinanderfallen der IKO war unausweichlich, zu gross waren die Meinungsverschiedenheiten unter den Shihan, zu viele böse Anschuldigungen verhärteten die Situation unter den Gruppen. Es folgten weitere Prozesse vor Gericht, Anschuldigungen und Trennungen.

Seit dem Tod von Oyama haben sich verschiedene Hauptgruppen und ein paar kleinere Gruppen gebildet. Einige Shihan haben sich bereits zu Lebzeiten aus verschiedenen Gründen von der IKO unter Oyama getrennt und ihre eigene Organisation aufgebaut oder einen Karatestil entwickelt.

Die Kyokushin Familie ist auseinander gewachsen und hat sich leider auch teilweise zerstritten, die Philosophie und der Karate Do von Sosai Oyama wird aber sicher noch lange bestehen und vielen Karateka den Weg weisen.

Michel Estermann

Quellen:

[1] Michael J Lordan: “Oyama The Legend, The Legacy” (2000), ISBN: 1-892515-24-5

[2] Tadashi Nakamura: ”The Human Face of Karate My Life, My Karate-Do ” (1989), ISBN: 4-07-975055-2